-
#5 Mit dem Zwecke
„Das Bildungssystem steht vor großen Herausforderungen“
Jacob Chammon ist seit August 2023 Geschäftsführer der Deutsche Telekom Stiftung. Der 43-Jährige ist gebürtiger Däne, ausgebildeter Lehrer für Deutsch als Fremdsprache, Dänisch, Geschichte und Musik. Er war Schulleiter der Deutsch-Skandinavischen Gemeinschaftsschule in Berlin und zuletzt geschäftsführender Vorstand des Forums Bildung Digitalisierung, einer gemeinnützigen Initiative die sich mit der digitalen Transformation von Schulen beschäftigt.
Herr Chammon, Sie haben die Telekom-Stiftung im Jahr des 20-jährigen Bestehens übernommen und gleich den Auftrag bekommen, die turnusmäßige Strategieüberprüfung anzugehen. Wird in Zukunft alles anders?
Sicher nicht alles, denn die Stifterin Deutsche Telekom hat vor 20 Jahren auf Themen gesetzt, die heute noch wichtig sind, zum Beispiel gute Bildung in den MINT-Fächern. Hier gehörte die Telekom-Stiftung damals zu den ersten Akteuren aus der Zivilgesellschaft, die sich in diesem Feld engagiert haben und hat an vielen Stellen Pionierarbeit geleistet. Ich denke zum Beispiel an den Umgang mit digitalen Medien in der Schule. Ein erfolgreiches Projekt dazu ist schon 2005 gestartet. MINT wird uns ebenso wie Bildung und Digitalität als Thema erhalten bleiben. Wir müssen bei der Stiftung aber auch auf das reagieren, was in der Bildungslandschaft aktuell anliegt …
Was liegt denn an?
Einiges! Deutschland befindet sich in einer Bildungskrise, und es gibt multiple Herausforderungen. Aus Studien wie PISA wissen wir, dass die Bildungsqualität in der Breite schlechter ist als in anderen Industrieländern – und dass Bildungsinnovationen langsam in der Breite verankert werden. Wir geben in Deutschland auch weniger Geld für Bildung aus als andere und die Frage, wie Bildung organisiert und gesteuert wird, ist ein Zankapfel in der Politik. Die Liste der schwierigen Themen ist lang. Diese Herausforderungen kann aber niemand allein angehen. Wir bei der Stiftung setzen uns daher dafür ein, mit anderen Akteuren wie Stiftungen oder gemeinnützigen Organisationen, vor allem aber auch mit der Politik in Ko-Konstruktion gemeinsame Lösungen zu finden.
Wie gut gelingt Ihnen das?
Eigentlich ziemlich gut, denn es gibt inzwischen an vielen Stellen „Allianzen von Willigen“ wie ich sie nenne. Viele Akteure in der Bildung wollen Veränderungen, die unsere Kinder und Jugendlichen fit für die Zukunft machen. Bei der Telekom-Stiftung arbeiten wir mit dem Bild eines Bildungsökosystems. Das sind Netzwerke aus Schulen und anderen Lernorten wie Jugendhäusern, MakerSpaces oder Bibliotheken, die eng zusammenarbeiten, damit junge Menschen gute und vielfältige Bildungsangebote erhalten. Wir erproben das bisher deutschlandweit an unserem Sitz in Bonn und an fünf weiteren Orten. Funktioniert super! Und auch mit den Verantwortlichen in Bund, Ländern und Kommunen arbeiten wir zusammen und tauschen uns beispielsweise mit der Kultusministerkonferenz regelmäßig aus. Klar gibt es da unterschiedliche Auffassungen zu bestimmten Themen, aber der Wille zu einer Lösung zu kommen überwiegt meistens.
Foto: Norbert Ittermann
© Deutsche Telekom AG 2024